Veranstaltungen zum Tag der seelischen Gesundheit

„Einfach mal die Sorgen wegpusten“ und „Kinder im Krankenhaus stärken“

Das sind die beiden Leitsprüche für die diesjährigen Veranstaltungen zum Tag der seelischen Gesundheit in Reutlingen.

Am Freitag war der Marktplatz voller Seifenblasen, die vielen Passanten und Passantinnen ein Lächeln ins Gesicht zauberten. Und viele beschrieben wie gut das tut.

Auch an den Bäumen wurden auf Postkarten gesammelt, was der Seele guttut. Die Passant*innen konnten ihre Ideen dazu aufschreiben. Danach wurden die Karten an Schnüre gehängt, um auch andere auf – vielleicht neue, vielleicht auch vergessene – Ideen zu bringen, was ihrer Seele guttun könnte. Wer wollte, konnte auch mehrere Karten aufhängen oder Postkarten für sich und andere mit nach Hause nehmen.

Bereits zum dritten Mal fand diese Aktion statt, die in die „Woche der seelischen Gesundheit“ eingebettet ist. Diese findet Jahr rund um den 10. Oktober, dem internationalen Tag der Seelischen Gesundheit statt. Dieses Jahr setzt dieser sich dafür ein, miteinander ins Gespräch zu kommen und Verständnis füreinander zu entwickeln. Denn: Reden hilft und kann entstandene Gräben überwinden und zu einem neuen Miteinander beitragen.

Und auch dieses Jahr ist dies wieder gelungen. Viele Passant*innen hielten an, es entstanden Gespräche darüber, was sich in den letzten Monaten und Jahren verändert hat und was diese Veränderungen für die Einzelnen bedeutet. Eine Mutter erzählte, wie belastend es für ihre Familie war, als die Kindertageseinrichtung geschlossen war und wie groß ihre Angst ist, dass das wieder passieren wird. Finanzielle Sorgen, Befürchtungen bzgl. der klimatischen Entwicklungen und auf das soziale Miteinander prägten viele Gespräche.   

Und dann gab es die Frage nach dem, was guttut: „Ich werde mit meinen Kindern am Wochenende solche Riesenseifenblasen machen. So viel Spaß mit so wenig Aufwand.“ Eine ältere Dame erzählte von ihrer Kindheit, von den gemeinsamen Gesprächen mit ihrer Familie am Abendessentisch und wie wichtig diese Situationen für sie gewesen waren. Um Ziegen drehten sich die Gespräche, um Zeit, körperliche Nähe und Freundschaften, gutes Essen in der Mittagspause und Pippi Langstrumpf. Kleine Dinge, die uns den Alltag verschönern können.

„Uns ist es wichtig, den Fokus auf die seelischen bzw. psychischen Auswirkungen der Entwicklung der letzten Jahre zu richten. In allen beteiligten Beratungsstellen sind Folgen zu spüren und werden wahrscheinlich auch noch lange zu spüren sein – sowohl in Bezug auf Corona und dessen Folgen, den Ukraine-Krieg als auch die klimatischen Veränderungen“ sagen die Organisatorinnen der Aktion. „Wir wissen darum, wie wichtig es ist, dass in den Vordergrund zu rücken, was das seelische Wohlbefinden stärken und erhalten kann. Es geht darum, die Idee der Selbstwirksamkeit zu fördern: welche Möglichkeiten habe ich selber, mir und meiner Seele Gutes zu tun und wo kann ich Unterstützung finden, wenn ich sie benötige?“

Unterstützung können die an der Aktion beteiligten bieten: Die Krisenberatungsstelle des Arbeitskreis Leben e.V. berät bei Lebenskrisen und Selbsttötungsgefahr, die Evangelische Bildung/Familienbildungsstätte und die Katholische Erwachsenenbildung bieten Vorträge, Tagesseminare und Kurse zur Selbstreflexion und Stärkung für Einzelne, Paare und Ältere an. Wirbelwind e.V. berät und begleitet von sexualisierter Gewalt betroffene Kinder, Jugendliche und junge Erwachsenen sowie ihnen nahestehende Personen. Unterstützt wurde die Aktion durch das Bündnis gegen Depression.

 

An 20.10.2022 gab es eine weitere Veranstaltung im Augustin-Bea-Haus: Wir alle wissen, wie herausfordernd ein Krankenhausaufenthalt sein kann. Für Kinder und Jugendliche noch viel mehr. Julia Gebrande, Professorin für Soziale Arbeit im Gesundheitswesen und Klinische Sozialarbeit stellte in ihrem Vortrag „Kinder im Krankenhaus stärken und Mut machen“ im Augustin-Bea-Haus die „Mut-Bücher“ vor. Die Bücher helfen dabei, Kinder und Jugendliche rund um einen Krankenhausaufenthalt zu unterstützen, ihnen Zuversicht zu geben und Operationen oder andere medizinische Eingriffe zu verarbeiten. Julia Gebrande teilte den Zuschauer*innen wichtige Informationen zur psychosozialen Dimension von Klinikaufenthalten von Kindern und Jugendlichen sowie Tipps zur gemeinsamen Bewältigung.